Aus der realen Welt I

Nabend,

Duisburg und seine Bewohner sind eine herrliche Quelle für Absurditäten und jene, die ich einfach nicht für mich behalten möchte – entweder weil sie lustig sind oder weil sie im Grunde schon wehtun, wenn man sich nur etwas Gedanken darüber macht – will ich in der Zukunft hier zum Besten geben.
Verpackt in kleine Geschichten natürlich und sicherlich auch mit der einen oder anderen Ausschmückung versehen.

Gruß
Peter

Duisburg, König-Heinrich-Platz oder ein anderer, vergleichbarer Platz in einer anderen, ähnlichen Stadt an einem sonnigen Vormittag oder Nachmittag. Denn eigentlich sind Ort, Zeit und Wetter egal; es geht um die Protagonisten.
Der Vater: Mitte Dreißig, Flipflops, Zeitung aufgeschlagen in den Händen ... OK, vielleicht doch eher Mitte Vierzig. Vor ihm auf dem Tisch steht ein nicht klar zu identifizierendes Kaffeegetränk und das obligatorische Smartphone.
Die Tochter: Maximal drei Jahre alt. Anhand der Windel, welche sich unter der Strumpfhose abzeichnet, kann man davon ausgehen, dass sie eher noch etwas jünger ist, aber sie läuft bereits recht sicher.
Die Statisten: Verschiedene Fußgänger; zahlreich mit unterschiedlichsten Bewegungsvektoren und Aufmerksamkeitszuständen.
Der Radfahrer: Mittleres Alter, unterwegs auf seinem Drahtesel mit moderater Geschwindigkeit. Beide Hände an den Bremsen aufgrund Vielzahl der Statisten.
Die Tauben: Ganz gewöhnliche Tauben. Versprochen.

Die Tochter tapst einer Taube hinterher in Richtung der Grünflächen in der Mitte des Platzes (die schwebenden Wiesen, wie ich seit heute Dank der Presse weiß). Der Vater sitzt an am einem der Tische des nahen Cafes liest Zeitung und schlürft gelegentlich aus seiner Tasse.
Der Radfahrer nähert sich.
"Katharina, pass auf den Radfahrer auf..."
Für einen kurzen Moment scheint die Welt still zu stehen. Während die Statisten und der Radfahrer des Vaters erfolgreich verarbeiten, tapst die Tochter weiter dem Federvieh hinterher, das kurz darauf flatternd davonstiebt. Während der Radfahrer langsam an dem kleinen Mädchen vorbeirollt.
"...die dürfen hier eigentlich eh nicht fahren", setzt der Vater stolz nach, blättert weiter in der Zeitung und in Gedanken träumt er sich vermutlich selbst vor, wie die kleine in spätestens drei Jahren der Nobelpreis für Biologie erhält.
Die Taube landet einige Meter weiter neben einem Artgenossen.
"Hat der gerade wirklich gesagt, dass Radfahrer hier nicht fahren dürfen."
"Ja, vermutlich Irish Coffee. Ist ja auch schon nach elf", grinst Taube Zwei die erste an.
"Aber lass das bloß nicht den Klaus hören, sonst heult der sich wieder in den Schlaf. Der hat gestern den ganzen Tag bei 40 Grad die 'Radfahrer frei'-Schilder in der Umgebung geputzt."
Die Tauben kichern vor sich hin.
Eine Statistin dreht sich zu ihnen um und schaut verwundert.
Taube Zwei legt den Kopf auf möglichst dumm aussehende Weise schief: "Guruh. Guruh, guruh, guruh."
Wie hypnotisiert dreht sich die Statistin um und geht davon.

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